Liebe Leserinnen und Leser,
hier folgt nun meine 2. Etüde für die Textwochen 4 und 5, ins Leben gerufen von Christiane (Blog „Irgendwas ist immer“). Die 3 Wörter wurden von OnlyBatsCanHang gespendet.
Manchmal nennt mich mein Dosenöffner Papiertiger, wenn ich wieder einmal die Krallen ausfahre, aber der irrt sich mächtig. Ich mag niedlich aussehen, trotz alledem steckt etwas Großes in mir. Das weiß meine Schwester auch und lässt mir stets den Vortritt am Futternapf.
Die Tage plätschern mitunter vor sich hin, aber als Katze, Entschuldigung, ich meine als Tiger, kann man es sich gutgehen lassen und solche Momente einfach verschlafen.
Meine Schwester meinte einmal zu mir, unser Leben sei belanglos, da wir keine Aufgabe hätten. Da hat sie sich aber einen Pfotenhieb von mir eingefangen. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, den Dosenöffner immer auf Trab zu halten, damit wir rund um die Uhr mit bestem Futter, weichen Decken und Spielzeug bei Laune gehalten werden. So ein Katzenleben ist doch die Krönung.
Ich bemitleide meine Mitkatzen, die genötigt sind, sich ihre Nahrung selbst zu fangen. Ich muss nur einmal mauzen und schon wendet sich der Dosenöffner mir zu, fragt, ob ich etwas zu fressen möchte oder er mir den Wasserhahn aufdrehen soll. Wer sagt da noch, unser Leben wäre belanglos? Was würde der arme Dosenöffner denn ohne uns machen? Dann hätte sein Leben doch gar keinen Sinn.
(194 Wörter)
Text: Susanne Sommerfeld
Fotos: Uta Wentzke